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027 | Die vier Kirchen in Rödelsee

Geschichtszeichen
Unscheinbare und verborgene Geschichten erleben …
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Schon aus der Ferne erkennt man Rödelsee an den zwei ähnlichen Kirchtürmen mit Welschen Hauben. Zwei Kirchen, ganz nah beieinander.

Fast zeitgleich sind die beiden Bartholomäuskirchen entstanden, eine katholische Kirche im klassizistischen Stil und eine evangelische im Markgrafenstil.


Grund dafür war ein Blitzeinschlag in den Turm der alten Simultankirche, die beide Konfessionen bis ins 18. Jahrhundert benutzten. Die alte St. Bartholomäus Kirche aus dem Jahre 1190 stand genau dort, wo heute die evangelische Kirche steht. Nach dem Einsturz des baufälligen Kirchturms 1770 entschied man sich zwei Kirchen zu bauen, für jede Konfession im Dorf eine. Die evangelische wurde 1778-1780 im protestantischen Markgrafenstil als Emporenkirche gebaut, die katholische 1779-1783 im Klassizismus nach den Plänen von Adam Salentin Fischer als Saalbau mit Fassadeneingangsturm. 


Wie es dazu kam: Nach der Reformation im Jahre 1525 wurde durch die Ansbacher Markgrafen die reformatorische Lehre eingeführt; bis 1624 waren alle Einwohner Rödelsees evangelisch. Erst nach dem 30-jährigen Krieg siedelten sich wieder katholische Bürger in Rödelsee an. Die einzige Kirche im Ort teilten sich somit die Christen für ihre Gottesdienste bis sie baufällig wurde. 


Die beiden neugebauten Kirchen wurden wieder dem heiligen Bartholomäus geweiht. Er war einer der zwölf Aposteln Jesu und erlitt in Armenien den Märtyrertod. Neben dem Hl. Urban und dem Frankenpatron Kilian ist er ein Schutzheiliger der Winzer. 


Weitere Gotteshäuser in Rödelsee, Fröhstockheim und auf dem Schwanberg

Rödelsee hatte ehemals eine jüdische Synagoge, denn in der Gemeinde lebten um 1585 über 130 Schutzjuden. Die Toraschule hatte einen guten Ruf und Studenten aus Frankfurt, Worms und anderen Orten kamen nach Rödelsee, um vom hiesigen Rabbi Hebräisch zu lernen. 1851 wurde die Judenschule nochmals erneuert, verfiel aber und wurde 1874 aufgelöst. Die Synagoge und die Judenschule waren in der Alten Iphöfer Straße in der Hausnummer 8 untergebracht. Das Gebäude wurde danach zu einem Wohnhaus umgebaut.


Aber auch Fröhstockheim besitzt eine besonders ausgestattete Kirche, die Fresken aus dem frühen 15. Jahrhundert aufweist. Das Deckengewölbe im Chorraum ist bunt bemalt mit Szenen aus der Bibel und einer großen Anzahl von Engeln. Die gotische, ehemals katholische Chorturmkirche wurde nach der Reformation als evangelische St. Laurentius-Kirche mit einer Empore ausgestattet. Die modern bemalte Kassettendecke aus Holz kam erst 1973/74 hinzu. (Den Schlüssel zur Kirche erhält man bei der Mesnerin in Fröhstockheim.)


Auf dem Schwanberg steht die St. Michaelskirche. Sie ist die jüngste der vier Rödelseer Kirchen und erst bis 1987 entstanden. Alexander Freiherr von Branca plante sie nach den Ideen eines himmlischen Jerusalems. Auch sie ist eine evangelische Kirche, die zu einem evangelischen Nonnenkloster gehört. Hoch oben auf dem Schwanberg ist sie das Gotteshaus der Schwestern der Communität Casteller Ring. Jeden Tag kann man den Schwestern, die nach den Regeln des Hl. Benedikts leben, bei ihren Stundengebeten beiwohnen und von verschiedenen Plätzen den schönen Ausblick auf das mainfränkische Land genießen. 


Text: Alexandra Rumpel im Juli 2023

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